Postauditum
Struktogramm

Wie alles mit allem zusammenhängt - oder:

"Jeder ist der andere und keiner er selbst."

„31 – so oder so“ ist sowohl ein Roman als auch ein Psychogramm.
Formell betrachtet bildet die Geschichte einen Zirkelschluss.
Inhaltlich betrachtet ist die Story ein “endloses Band” im Sinne von M.C. Escher, denn die beiden Teile „Geschichte von Odd“ und „Geschichte von Even“ treffen sich am Schluss wieder:
Das Ende des ersten Aktes ist – nach einem Intermezzo – auch der Beginn des zweiten Aktes.
So weit, so gut.
Aber das Ende des zweiten Aktes ist auch der Beginn des ersten Aktes. 
Das allerdings ist kausal eigentlich unmöglich, denn es kann nicht jemand eine Lokomotive fahren, nachdem er vorher beim Sprung von einer Brücke zu Tode kam.
Ebenso wenig kann jemand ein Boot fahren, obwohl er eigentlich vorher von einem Zug überrollt und getötet wurde.
Eigentlich – denn in dieser Geschichte gibt es ja noch weitere seltsame Begebenheiten:
Die beiden Protagonisten Odd und Even ergeben zusammen eine Person, oder besser:
eine sehr ambivalente Persönlichkeit.
Ähnlich verhält es sich mit den Nebenfiguren:
Versteckte Hinweise in der Handlung signalisieren dem aufmerksamen Leser bzw. Hörer, dass auch weitere Charaktere doppelt vorhanden sind: Odds Seelsorgerin Caja ist das Alter Ego von Evens Schwester Katharina, und der Scherenschnitt-Künstler Vincent ist kongruent mit dem emeritierten Professor Zitter. Einige der genannten Figuren sind also zweifach vorhanden und ergänzen einander in ihrem Wesen.
Andere Charaktere sind in beiden Geschichten unverändert, handeln aber in beiden Akten genau gleich und sprechen dabei sogar nahezu identische Dialoge: Die toughe Einsatzleiterin Lone am Telefon, die etwas schnoddrige Polizistin am Tatort, die junge Frau mit Hund an der Windmühle: alle diese Figuren scheinen – mehr oder weniger offensichtlich – zweifach vorhanden zu sein.

Daher finden Sie “31 – so oder so” möglicherweise paradox und vielleicht sogar widersprüchlich?

Oder Sie haben sich gewundert, was der Bestatter Viggo in der Ouvertüre
– also Kapitel 0 – gemeint haben könnte, als er sagte:
“Eigentlich ist diese Geschichte zwei Geschichten –
je nachdem, wie man es betrachtet.”

Und eventuell haben Sie eine Idee, wie die interaktive Version des Hörbuchs konzipiert ist und möchten nun wissen, ob Ihre Vermutung richtig ist?

So oder so – hier ist das Struktogramm:

Legende:

[oben]
Das grüne Feld “Ouvertüre” ist der erste Monolog des Betatters Viggo. Es ist Ausgangspunkt der Geschichte. In der interaktiven Version können Sie wählen, ob Sie zunächst die Geschichte von Even (linke Hälfte) oder erst die Geschichte von Odd (rechte Hälfte) hören möchten.

[1] die linke Spalte (rot) ist die essenzielle Geschichte von Odd.
[2] die halblinke Spalte (orange) sind ebenfalls Teile der Geschichte von Odd. Es sind Kapitel, die Sie überspringen können und trotzdem alles Essenzielle erfahren.

[3] die halbrechte Spalte (hellblau) sind Teile der Geschichte von Even. Es sind Kapitel, die Sie überspringen können und trotzdem alles Essenzielle erfahren.
[4] die rechte Spalte (dunkelblau) ist die essenzielle Geschichte von Odd.

[unten]
Das grüne Feld “Intermezzo” kommt immer am Ende des ersten Akts – wahlweise am Ende der Geschichte von Odd bzw. am Ende der Geschichte von Even. Es stellt die Überleitung zum zweiten Akt dar – wahlweise dann die Geschichte von Even bzw. die Geschichte von Odd.
Die gelb markierten und mit <C1> bis <C6> benannten Parts zeigen an, wo Sie in der interaktiven Version “Choices” haben – also auswählen können, wie und wo die Geschichte weitergeht.

Und das Beste:
das Ende des ersten Akts ist immer der Anfang des zweiten Akts – unabhängig davon, ob Sie zuerst die Geschichte von Odd oder die Geschichte von Even hören.
Odds Ende ist Evens Anfang –
und Evens Ende ist Odds Anfang.
Oder wie es der Bestatter Viggo bereits in der Ouvertüre erwähnt hat:

“Vielleicht sind wir alle nur Teil einer immerwährenden Geschichte,
einer göttlichen Komödie oder einer menschlichen Tragödie,
ohne Anfang und ohne Ende.
[…]
Es gibt nämlich Lebensgeschichten, die sind so ungewöhnlich, dass man es kaum glauben mag.
[…]
Es ist nicht nur eine ungewöhnliche Geschichte,
sondern eigentlich sogar eine unmögliche Geschichte.”

Cover des Hörbuchs "31 - so oder so". Design: Thomas Talkner

Jetzt haben Sie also hinter die Kulissen dieses Hörbuchs geblickt.
Danke, dass Sie mich als Autor und Regisseur bis hierher begleitet haben.

Martin Hopfengart
im März 2025


Mehr gibt es nicht zu erzählen.
Ich kann Ihnen dazu nur noch sagen,
dass ich dazu nichts mehr zu sagen habe.
Jetzt, wo Sie alles erfahren haben, können Sie gerne noch mal von vorn beginnen.
Oder, in der Sprache der Oper ausgedrückt:

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